Stand: 12.06.2004
Grabhügel auf dem Bodanrück
Skizze eines von Landeskonservator Ernst Wagner anfangs des 20. Jahrhunderts untersuchten Grabhügels bei Dettingen
Der
Bodanrück war während der frühen Hallstattzeit (sogenannte Hallstatt C
Periode von ca. 900 – 600 Jhr. Vor Chr.) ein dicht besiedeltes Gebiet, wie sich
noch heute durch die zahlreich vorhanden Fundplätzen erkennen lässt.
Im Kreis Konstanz sind z. Bsp. über 170 Grabhügel bekannt. Besonders im
südöstlichen Bodanrück, im Gebiet zwischen Hegne, Reichenau-Waldsiedlung und
Dettingen lassen sich einige Grabhügel finden.
Von den Siedlungsplätzen, die wahrscheinlich nur aus wenigen Höfen bestanden,
lassen sich jedoch kaum noch Spuren nachweisen. Wir haben es auf dem Bodanrück
also nicht mit reichen Fürstengräbern zu tun, wie etwa auf der Heuneburg oder
beim Fürsten von Hochdorf (die ja auch alle aus der späteren Hallstatt D Periode
also ca. 600 – 450 v. Chr. stammen), sondern mit den Grabhügeln reicher
keltischer Hofbesitzer die auf dem Bodanrück etwas abseits der damaligen
Handelsrouten siedelten.
Dass sich die Fundstellen vor allem auf Hügeln, sogenannten „Drumlins“, wie dem
Ameisenberg, dem Schwarzenberg und dem Rossrücken, befinden ist kein Zufall.
Unter Drumlins versteht man durch die Tätigkeit von Gletschern entstandene,
ovale Hügel in einer Grundmoränenlandschaft. Diese Hügelform ist auf dem
Bodanrück häufig anzutreffen.
Während des Übergangs von der Urnenfelderkultur (ca. 1300 – 900 v. Chr. auch
Hallstatt B genannt) zu Hallstatt C lässt sich eine drastische Klimaveränderung
nachweisen, die Temperaturen nahmen ab und die Niederschläge nahmen stark zu.
Innerhalb von ca. 50 Jahren mussten sich die Menschen den veränderten
Lebensbedingungen anpassen.
Die Menschen gingen von einer Ackerbaukultur mit wenigen Haustieren zu einer
Viehwirtschaft über, und siedelten auch nicht mehr in großen Dörfern sondern in
verstreut liegenden Höfen oder kleinen Siedlungen. In der Nähe des Bodensee
breiteten sich Moore und Moraste aus, wovon auch heute noch die häufigen
Gewannnamen „Ried“ oder „Pfuhl“ zeugen.
Als Wirtschaftsflächen blieben so auf dem Bodanrück eigentlich nur noch die aus
der Moorlandschaft emporragenden Drumlins übrig. Ein Teil dieser knappen,
nutzbaren Fläche wurde auch zur Anlage der Grabhügelfelder genutzt, was die hohe
Wertstellung der Toten in dieser Kultur unterstreicht.
Durch diese drastisch veränderten Lebensbedingungen veränderte sich auch das
Kulturelle Umfeld. Von der bisher vorherrschenden Brandbestattung, die der
vorangegangenen Urnenfelderkultur Ihren Namen gab, ging man zur Erdbestattung in
Grabhügeln über.
Der Tote wurde ebenerdig mit Grabbeigaben wie Waffen, Geschirr, Schmuck und
Proviant zur letzten Ruhe gebettet. Um Ihn herum errichtete man eine Grabkammer
aus Holz oder Stein. Darüber wurde dann der Grabhügel aufgeschüttet. Häufig
erfolgten nach der ersten, zentralen Bestattung noch Nachbestattungen, dabei
wurden Familienangehörige kreisförmig um die zentrale Grabkammer herum
bestattet, wobei die Höhe des Grabhügels jedes Mal anwuchs.
Viele der Grabhügel weisen Spüren früherer
Grabungen auf, meiste eine sogenannte "zentrale Ankesselung". Darunter versteht
man in der Archäologie eine ca. zwischen 1870 und 1910 verwendete
Grabungsmethode, bei der in der Mitte des Grabhügels von oben herab
trichterförmig gegraben wurde. Durch die Entdeckungen Schliemanns in Troja
wurden seinerzeit Ausgrabungen "en vogue" unter den gebildeten Bürgern und viele
örtliche Honoratioren versuchten sich als Ausgräber. Leider sind gerade in Bezug
auf den Bodanrück keinerlei Aufzeichnungen dieser frühen Ausgrabungen erhalten.
Auf dem Schwarzenberg befindet sich in unmittelbarer Nähe einer Grabhügelgruppe
auch ein einzigartiges vorgeschichtliches Erdwerk, eine aus Erde aufgeschüttete,
ca. 30 cm hohe ebene Plattform. Es ist Unklar ob es sich hierbei um einen „Kultplatz“
(die Deutung als kultisch wird ja gerne genommen, wenn man sich einen Fund nicht
richtig erklären kann) oder aber vielleicht einfach nur um die vorbereitete
Grundfläche für einen dann doch nicht gebauten Grabhügel handelt.
Hügel mit Grabhügel mit Ameisenhügel auf dem Ameisenberg (kein Scherz der Berg heißt wirklich so )
Kloster Hegne - Dahinter würde man die Insel Reichenau sehen
2 Mammutbäume die als Experiment vor 100 Jahren auf dem Bodanrück gepflanzt wurden.
Grabhügel mit "zentraler Ankesselung" die den Blick auf die Deckenplatte der Grabkammer freigibt. Die Grabplatte besteht aus Molasse-Sandstein, der erst ab Überlingen vorkommt. Der Felsen muß also über etliche Kilometer transportiert worden sein.
Grabhügel auf dem Schwarzenberg (einer aus einer Gruppe von über 30)
Durch Raubgräber angeschnittener Grabhügel der Einblick in die zentrale Grabkammer gewährt (man beachte den Stein aus der Grabdecke der sich noch in „In Situ“ also Original-Position befindet)